Die Voralpen bei Feldkirch/A, Austragungsort des Klassik-Festivals Montforter Zwischentöne (Bild: privat)
Auftakt in Feldkirch
Projektbericht einer ersten Feldforschung bei den Montforter Zwischentönen in Feldkirch 2024
Ein zentrales Ziel des EcoLit-Projekts ist es, künstlerische Praktiken der musikalischen und literarischen Auseinandersetzung mit ökologischen Krisen im Feld informeller kultureller Bildung kennenzulernen und durch teilnehmende Beobachtung zu beforschen. Eine erste Gelegenheit für eine Forschungsreise bot sich kurz nach Projektstart im April 2024 zu den Montforter Zwischentönen in Feldkirch. An zwei Tagen besuchten Tanya Gautam und Sara Walther das Festival für klassische Musik in Österreich.
Anlass des Besuchs war der HUGO-Pitch 2024 – ein Hochschul-Wettbewerb für neue Konzertformate im Rahmen des Festivals, der Studierenden vor einer international renommierten Jury die Gelegenheit gibt, Konzepte für neue Konzertformate zu entwickeln und auszutesten. Im Jahr 2024 stand der Wettbewerb unter dem Motto „Ich/Wir“. Vier verschiedene Ensembles unterschiedlicher Hochschulen präsentierten in zehnminütigen Kurzperformances ihre Konzert-Idee.
Mit dabei war auch das Ensemble cryptic der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, das sich in Zusammenarbeit mit Tanya Gautam dem Thema Wasser, Klimakatastrophe und dem damit verbundenen Gefühl der Machtlosigkeit widmete. Die Annäherung an das Thema erfolgte in einer audio-visuellen Exploration aus Spoken Word, Video, Free Jazz, freier Improvisation und Drum‘n‘Bass. Zentral war die musikalische Inszenierung einer Welle, die anfangs noch sanft plätschert, sich zunehmend aufbäumt und zerstörerische Kraft entwickelt, bis sie schließlich bricht und in einer ausklingenden versöhnlichen Phase Raum gibt für ein gemeinsames Verarbeiten des Erlebten.
Die Feldforschung fand in Form einer Duo-Ethnography mit Beobachtungsprotokollen, aufgezeichneten Gesprächen sowie offen-narrativen Interviews mit Beteiligten des Ensembles sowie anderen Akteuren vor Ort statt. Das Thema gab Anstoß, sich mit eigenen Erfahrungen wie beispielsweise Hochwasserkatastrophen auseinanderzusetzen. Die Jury lobte zudem die Immersivität des Konzepts, das durch das Kombinieren verschiedener Disziplinen und Stile eine dichte Dramaturgie schuf, die es möglich machte, vom Sound „überrollt zu werden“.
Für das EcoLit-Projekt war die Feldforschung ein Anstoß, darüber nachzudenken, wie kulturelle Bildungskontexte einen Raum für sensible Themen wie persönliche Erfahrungen, Haltungen und Gefühle im Zusammenhang mit ökologischen Krisen schaffen können.
Die Performance von cryptic und Tanya Gautam ist ab Minute 01:23:07 in dem offiziellen Videomitschnitt der Montforter Zwischentöne zu finden: